Sunday 7 August 2011

Hard Work

Another ereignisreiche Woche am Kap. (Denglish ist derzeit die Sprache der meisten Freiwilligen hier. Irgendwie sprechen wir weder Deutsch noch Englisch zu 100%. Es kommt immer diesen wirre Mix aus beidem aus uns raus.)

In der Arbeit habe ich zusammen mit Shaun und Ismail angefangen die nursery komplett neu einzuräumen. Es ist nicht immer einfach für mich den beiden zu erklären dass ich nicht nur hier und da Ausbesserungen vornehmen will, sondern „alles neu“ machen will, ohne wenn und aber. Erst als die ersten Meter geschafft waren haben sie denke ich besser verstanden was das bedeutet. Mike nannte es „deutsche Ingenieurskunst“ was ich da mache, ich nenne es „Monis Aufräumwahn“. Aber es dauert länger als gedacht, da es immer wieder Unterbrechungen bei der Arbeit gibt. Sei es eine „Cola-n-chat-Pause“ oder ein Zwischenfall mit Shauns Hund Cesar der in der nursery angebunden ist. Der deutsche Schäferhund hätte Ismail einmal beinahe gebissen als dieser mir zu nahe kam. Wir nehmen an, dass er mich beschützen wollte, aber ganz sicher bin ich da nicht. Cesar ist halt ein Wachhund der sich nicht scheut von seinem Gebiss Gebrauch zu machen.

Bevor ich das Projekt nursery angepackt habe fiel ich in ein ganz beachtliches Frustrationsloch. Ich war mit Yoli an einer Erstjahresschule wo wir so einige Probleme mit der Implementierung des Gartens haben. Und als ich mich umsehe, sehe ich all diese verwahrlosten Kinder in zu kleinen und/oder löchrigen Schuluniformen, eingetrocknete Rotze um den Mund die ständig dabei sich unnatürlich rot gefärbte Chips in den Mund zu schieben. Sie prügeln aufeinander ein, auch mal mit Stöcken, wenn man nicht aufpasst. Viele haben große schwarze Löcher in den Zähnen....


Die Armut und Verwahrlosung raubt mir manchmal den Atem. Es ist nicht die Tatsache dass es sie gibt, sondern mehr die Hilflosigkeit weil ich auch nicht weiß wie diese Menschen da raus kommen sollen. Ein Beispiel:

Wir hatten letzte Woche die erste Runde unseres Auswahlverfahrens für den neuen SEED Mitarbeiter, der sich um den Pilzanbau kümmern soll. Es waren über 20 Leute anwesend, junge wie alte. Mehr als die Hälfte der Anwesenden hatten keinen Schulabschluss. Ein paar lustlose Teenager saßen unter den Bewerbern … aber wohl nur weil die Mütter in den letzten Reihen saßen um auch sicherzugehen dass Prinzessin-Tochter und Faulenz-Sohn auch ja den ganzen Tag anwesend waren. Alle hatten sie ihre Standardsätze auswendig gelernt, dass sie hard-worker seien und eine positive Einstellung zur Arbeit hätten.
Gegen Ende des Auswahltages sollte jeder der Bewerber sagen warum wir gerade ihn oder sie auswählen sollten. Eine Gruppe Xhosa-Damen kicherte und eine nach der anderen stand auf und sagte sinngemäß etwas wie „Ich bin eine Putzfrau und ich kann auch nur diese Arbeit machen. Ich brauche das Geld, ich bin der Brotverdiener in der Familie.“
Was mich daran so deprimiert ist nicht so sehr dass diese jungen Frauen die Last tragen eine Familie zu ernähren als viel mehr dass sie nicht erkannt haben dass dieser Job ein Training beinhaltet der sie mit Wissen ausstattet, sodass sie eben nicht mehr „nur“ putzen müssen um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Diese Frauen hatten nicht die Fähigkeit sich selbst in einer anderen Arbeit zu sehen als in anderer Leute Haus den Boden zu wischen. Sie wollten sich gar nicht für die Zukunft öffnen die wir ihnen hätten bieten können.


Und mit den jungen Menschen ist es ähnlich. Ihre Traumberufe können nur mit Adjektiven ausgedrückt werden: REICH und BERÜHMT. Der Weg dorthin ist nicht in den Zukunftsplänen enthalten.

Die afrikanische Gelassenheit erscheint mir manchmal auch wie Gleichgültigkeit. Eine 600Rand teure Kamera verloren? Blöd... aber naja. Wenn wir Geld haben kaufen wir halt eine neue. Dieses „von der Hand in den Mund“ Leben ist zwar eine Gabe (ich persönlich kann da schon mal in Panik verfallen wenn ich nicht weiß ob ich morgen Geld für was zu Essen habe) es kann einen denke ich aber auch davon abhalten sich weiter zu entwickeln. Ich meine da wird das Geld das man dann endlich in die Finger bekommt für Sachen ausgegeben die die eigene miserable Situation nicht wirklich besser macht. Ich glaube die Menschen hier wissen einfach nicht was das sein soll, genau wie die Xhosa-Ladies vom Auswahltag. Es fehlt die Vision von dem was alles möglich ist. Wie kann man auch auf etwas zuarbeiten von dem man noch gar nicht weiß dass es das überhaupt gibt?
Aber vielleicht ist es auch die Unfähigkeit den Weg anzuerkennen, der zu dem gewünschten Ziel führt.

Vor diesem Hintergrund ist es wirklich schwer Hilfe zu leisten. Wie gesagt, ich befinde mich zeitweise in einem tiefen Gefühl von Frustration weil ich es eben auch nicht weiß, was diese Menschen wirklich für Hilfe brauchen. Ob sie überhaupt welche von Außerhalb brauchen oder ob die Hilfe nicht vielmehr von innen, von Ihnen kommen muss.
Ich ziehe meinen Hut vor all den Männern und Frauen die über Jahre hinweg Entwicklungshilfe machen. Ich bin sicher sie gehen durch einen langen und harten Lernprozess mit immer wieder kehrenden Momenten der Frustration.

Was braucht es um Voegeln das Fliegen beizubringen?

Natürlich hat man auch Momente des Erfolgs. Viele meiner bisherigen Blog-Einträge künden davon. Aber auch mich befällt von Zeit zu Zeit der Zweifel und die Frustration, zumal ich nicht mehr viel Zeit habe meinen footprint hier zu gestalten.

Trotz allem danke ich Euch allen die ihr zuhause in Deutschland und dem Rest der Welt sitzt und mich unterstützt. Ein ganz besonderes Danke an mein Support-system zuhause dank dem Shaun, Nadine und ich ab Montag das Accredited Permaculture Training absolvieren können.

Let's be the seed that starts a forest (Lasst uns der Samen sein, der einen ganzen Wald beginnt.

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