Saturday 25 June 2011

Abundance


Abundance, zu Deutsch die Vielfalt, wird bei SEED auf vielfältige Weise kultiviert. Da sind zum einen natürlich die Gärten die bei richtiger Pflege so richtig aufblühen, wo sonst nur Dünen... oder eben Fynbos ist. Tatsächlich können wir in den SEED-Gärten viele Tiere, besonders Vögel, beobachten, die man sonst in Mitchell's Plain gar nicht sieht.
Aber auch die Arbeit ist vielfältig und alles andere als langweilige Routine.

Neben unserer Arbeit an den Schulen, von der Nadine und ich gerade etwas pausieren, gibt es auch immer allerhand in Rocklands zu tun und zu erleben.
Seit einiger Zeit haben wie einen Freiwilligentag am Mittwoch eingerichtet, wo Leute kommen können und uns einen Tag lang im Garten aushelfen können. Da kommen so allerhand witzige Typen kann ich euch sagen. Da ist z.B. Anton den ihr schon auf einem Foto mit seinen selbst erfundenen Recycling-Grillanzündern gesehen habt. Ein echt knuddeliger Typ kann ich euch sagen. Und immer am lächeln. Er ist in so allerhand gemeinnützigem engagiert. Eines seiner „Babys“ ist die Schulung von ehemals Drogenabhängigen. Davon gibt es hier weiß Gott genug. Nach ihrem Entzug will er ihnen Möglichkeiten für ihr Leben aufzeigen. Gartenarbeit ist eine solche Möglichkeit, die zudem noch einen sehr beruhigenden Effekt auf die meisten Menschen hat. Und so hat Anton kurzerhand mal ne ganze Mannschaft in unseren Garten gebracht, wo sie von Shaun einen Schnellkurs in Gartenpflege bekommen haben. Die hatten echt ihren Spaß dabei und waren total dabei

Gras Jaehten statt rauchen

Anton, seine Schuetzlinge und ich

Ganz allgemein stelle ich fest dass der eigenhändige Anbau von Lebensmittel eine ganz besondere Magie auf so manchen hier ausübt. Die Leute bekommen dieses Funkeln in den Augen, diese Aufbruchsstimmung, wenn sie von ihren Gärten reden. Die Möglichkeiten sich mit einem Garten sein Einkommen aufzubessern reizt hier viele. Sie wissen nur nicht wie. Und genau hier kann SEED helfen. Zumindest versuchen Nadine und ich das so gut es geht.

Ein anderes Beispiel ist 'Bicycle-guy' Ismail. Er hat den Fahrradladen in nem alten Container um die Ecke. Er hat auch schon mal unseren Bakkiereifen geflickt. Fahrrad- oder Autoreifen... wo ist da schon der große Unterschied, was?
Na jedenfalls ist er seit einiger Zeit regelmäßiger Gast in unserem Garten. Hilft bei der Gartenarbeit mit und bekommt dafür von uns Pflanzen und ab und an auch mal ein paar Tüten Kompost. Und natürlich jede Menge Wissen. Da ich gerade dabei bin den Food Forest zu schneiden hat er gefragt wie man denn einen Pfirsichbaum schneidet. Das ist natürlich nicht so leicht zu erklären also hat er gemeint wir könnten ihn doch vor Ort ansehen. Also sind wir zu seinem Laden gelaufen, haben ein Rad für mich geholt uns sind durch Mitchell's Plain gedüst. Das war vielleicht ein Genuss mal wieder Rad zu fahren!

Ismails Haus war recht neu, aber winzig. Der Grundriss so groß wie eine Garage. Dort lebt er mit seinen beiden Kindern und 3 kleinen Hunden. Der Garten ist auch nicht viel größer aber ich war echt platt wie toll der aussah. Auf kleinstem Raum tummelten sich Brokkolis, Kräuter, Wein, Olive, Aprikose, Maracuja, Karotten, Bohnen, usw usw... wirklich toll... und vieles davon hat er bei SEED geholt.
Als wir mit den Obstbäumen fertig waren hat er mir noch ein Mittagessen als Dank spendiert (KFC natürlich. Yam! :) ) und ein paar seiner Maracujas eingepackt.
Erfahrungen wie diese sind mir hier so wertvoll und kostbar. Sie machen die Arbeit so sinnvoll für mich. Und manchmal bin ich überwältigt von der Erkenntnis dass ich wirklich eine tolle Bildung genossen habe und wie wertvoll diese doch ist. Ich erkläre gerne und teile mein Wissen. Die Menschen hier sind so unglaublich dankbar wenn man dieses Wissen teilt, dass ich fast peinlich berührt bin, wenn sie mir dafür danken. Dieses Wissen wird hier soviel mehr gebraucht und gewertschätzt als ich das bislang in Deutschland erlebt habe. Und im Gegenzug gibt man, was man kann.

Man kann Mangold auch in einem Futtersack anbauen

Ich weiß gar nicht ob ich das in Worten treffend beschreiben kann, aber diese Interaktionen von Menschen fühlen sich so ehrlich und richtig für mich an. Geld hat hier keiner zu verschenken, aber jeder hat was anzubieten, was getauscht werden kann. Und nicht zu vergessen die menschliche Seite bei all diesen Interaktionen. Ohne Tee und ein kleines Schwatzchen fühlt es sich schon gar nicht mehr richtig an, wenn jemand zu SEED zu Besuch kommt... und irgendwer schaut immer vorbei.

In den Tiefen unseres Food Forests gefunden

Auch deshalb sind Nadine und ich gerade sehr gerne in Rocklands. Und es gibt noch viel zu tun.

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