Monday 21 March 2011

Ups and Downs

Wieder ist eine Woche voller Ereignisse vorbei.
Eine Woche in der ich meinen USB-Stick verloren habe an dem leider ein Mitbringsel aus Japan von Wolfgang dran hing. Der Stick war nicht so besonders, aber um den Anhänger tuts mir leid.

Anfang der Woche streikten die Minibus Taxifahrer. Warum weiß ich nicht so genau, denn ich habe mindestens 2 Versionen gehört. Die eine hatte mit einer geplanten Reform des öffentlichen Transportsystems, die andere mit sich häufenden Polizeikontrollen zu tun. Wie auch immer. Wer denkt Streiks laufen hier so ab wie in Deutschland ist natürlich falsch gewickelt. Die Streiks haben in einigen townships zu heftigen Unruhen geführt. Steine werfen, Leute umrennen und Autos anzünden stand an der Tagesordnung. So konnten einige von meinen Mitbewohnern Anfang der Woche nicht zur Arbeit, weil es zu noch zu unruhig war. Auch ich habe am Freitag noch ein ausgebranntes Auto in Philipi gesehen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell hier Situation in Richtung Gewalt eskalieren. Es braucht nicht viel, schon werden die Fäuste geballt. Und damit meine ich nicht den ANC-Gruß.

In der Springdale Primary in Lentegeur haben wir an unserm „Großprojekt“ Windmoon gearbeitet. Da der Wind dort an manchen Tagen so extrem pfeift dass man im Garten ge-sandstrahlt wird  haben wir angefangen stabilere Windschutzmauern zu bauen. Ja, selbst die Pflanzen haben Probleme anzuwachsen, wenn der Wind soooo extrem bläst. Also bauen wir jetzt aus alten Reifen und Sand Mauern in Halbmondform und pflanzen in die Mitte je einen Obstbaum. Es ist harte Arbeit für alle beteiligten. Die Kinder schaufeln Tonnen von Sand in die Reifen und wir SEEDlinge haben alle Hände voll zu tun aufzupassen, dass sie das auch machen und sich nicht streiten oder verletzen. Nein, mal ehrlich, die kids in Springdale sind super und arbeiten unglaublich ambitioniert mit. Man muss nur manchmal die Energien in die richtige Richtung lenken. … und mit dem Krach auskommen. Ja, 50 Kinder können einen ganz schönen Krach veranstalten und ich weiß nicht wie oft „Auntie“ (Tantchen) schreien. So nennen sie jeden Erwachsenen dessen Namen sie nicht kennen. Männer sind natürlich „Uncles“ aber im Fall von Bood rufen sie immer „Mister Bood“ bis es sogar ihn zur Weißglut bringt.

Reifen und Kinder im Ueberfluss
 
Auf jeden Fall sehen unsere Windmoons die wir dann noch schön bepflanzen unglaublich toll aus und bieten dem Wind erstmal besser Widerstand als Hecken.
In dem Zusammenhang habe ich mich gefragt wo die ganzen Reifen herkommen, die wir hier alle kostenlos zusammenklauben. Oder mal wieder andersherum: Was passiert mit den ganzen alten Reifen in Deutschland? Wo sind die tausende von Reifen aus denen mal soviel tolles bauen kann? Bood hat erzählt dass in Mitchells Plain eine Familie sogar ein ganzes Haus aus Reifen gebaut hat. Aber weil sie mit Tick und anderen Drogen gehandelt haben wurden sie und das Haus von den „Officials“ entfernt. Schade, das Haus hätte ich gerne gesehen. Isoliert bestimmt gut so ein Reifen.

Reifen auslegen und graben

Der Baum zeigt die Hauptwindrichtung an.



Schoen mit Windbreakern bepflanzen.

Olivenbaeumchen hinter die Reifen pflanzen, fertig

Am Freitag kam Shaun mit seiner Frau Shannon vorbei. Er sah viel besser aus und konnte wieder aus beiden Augen sehen, aber dafür ist gerade eine Gesichtshälfte etwas unbeweglich. Eingeklemmter Nerv. Ein Arzt hat ihm eine doppelte Schädelfraktur diagnostiziert und demnächst wird er auch operiert. Welch Glück. Seine Frau Shannon die dabei war konnte ich auch mal etwas besser kennenlernen. Sie hat Krebs und ich bewundere ihren Optimismus und ihre positive Ausstrahlung sehr. Es macht einen sehr starken Eindruck auf mich, wenn ich so starken Persönlichkeiten treffe, die es so so viel härter im Leben haben als ich. Und ich höre sie nicht jammern. Dabei hätten sie allen Grund dazu. Immerhin jammert unsereiner wegen viel weniger gravierenden Dingen. Puh, Moni, nimm dir mal ein Beispiel!

Ende der Woche wurde es nochmal richtig heiß. So heiß, dass Bood und ich Freitag Mittag auf ne kurze Abkühlung ans Meer gefahren sind. Ist ja nur um die Ecke. Vergisst man gerne mal im Alltag von Mitchells Plain.
Auch am Samstag lagen wir größtenteils nur am Strand von Fishhoek und ließen uns den kühlen Wind um die Nasen blasen. Dort habe ich an einer Gemeinschaftsmeditation für Japan teilgenommen. Ich habe über das Internet davon erfahren und war sofort begeistert, auch wenn ich niemanden von den anderen Teilnehmern gesehen habe. Aber ich glaube an die Kraft der Gedanken und so bin ich froh wenigsten diesen kleinen Beitrag geleistet zu haben.

Am Abend sind wir dann wieder auf das „andere“ Südafrika gestoßen auf dem Cape Town Carnival. Es ist ein bisschen wie ich mir den Karneval in Rio vorstelle mit kapstädter Einfärbung natürlich. So war die Parade von lebensgroßen Tieren Südafrikas aus Moosgummi angeführt. Sehr beeindruckend die Bewegungen. Es durften sich die verschiedenen Kulturen Südafrikas genauso präsentieren wie die Schwulenszene, der Harley Club und tanzfreudige ältere Damen. 

Hauros wandelndes Schloss ist gerade in Cape Town

Es war sehr schön anzusehen auch wenn ich mich bei solchen Events immer etwas seltsam fühle. Mein Arbeitsalltag ist von Armut und Improvisation geprägt, nicht von dem Überfluss und Reichtum den Cape Town sich so leistet. Ja, noch immer plättet mich der Kontrast und ich glaube nicht dass das je anders sein wird.


Ein bisschen Rio

Der Chickenman. Eine Homage an KFC?


 


Kudu in Moosgummi. Tolle Bewegung

Jellyfische...


... und andere Gestalten zogen durch die Stadt

Aber an jenem Abend haben Patricia, Anna und ich noch eine ganz besondere Erfahrung machen dürfen. Nach dem Umzug mussten wir irgendwie heim kommen und durch die ganzen Menschen die sich wie wir die Parade angesehen hatten waren kaum Taxis auszumachen. Es fuhren sogar vereinzelt Minibus Taxis und obwohl wir von unseren Mentoren aufs Strengste davor gewarnt wurden bei Dunkelheit Minibus zu fahren haben wir einfach mal eins gefragt ob es uns mit nach Obz nimmt. Der Fahrer wollte nicht. Er fahre woanders hin. Aber im Bus saßen schon drei big Mamas und haben den Fahrer erstmal herb in Afrikaans angemault, dass er uns da doch absetzen kann. Gegen Mamas kommt man nicht an, also hat der Fahrer schnell klein bei gegeben und so sind wir im Schutz der Mamas von Afrika bei Nacht im Minibus gelandet. Als er uns an der Main Road rausgelassen hat wollten die Mamas noch einmal besorgt wissen ob wirs noch weit haben, ob wir sicher sind. Wir drei haben ganz selbstsicher gesagt, dass es ok ist und waren uns in einer Sache tatsächlich sicher: Der Minibus hätte uns bis vor die Haustür gefahren, wenn wir etwas anderes gesagt hätten.
This is africa!

Die Maedels haben das im Griff!

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