Monday 17 January 2011

Tsotsi - Sonntagsabenteur

Diese Wochenende ist etwas passiert, was fuer mich immer noch ziemlich ungewoehnlich ist. 
Samstag Nachmittag kam ein Typ mit Gartengeraeten an unseren Zaun und hat nach Arbeit gefragt. Das ist nichts ungewoehnliches hier. Fast jede Woche fraegt mich jemand ob ich ihn nicht einstellen koennte zum Putzen oder so. Da wir von der Hausverwaltung aber schon einen Gaertner (jaja, Eulen nach Athen und Wasser in die Isar getragen) und eine Putzfrau gestellt bekommen, brauchen wir keine weitere Hilfe. 
Dieser Typ stand also vor der Tuer und hat nach Arbeit gefragt. Sehr hoeflich aber er sah schon ein wenig runtergekommen aus. Er hat dann (wie ueblich) seine Geschichte erzaehlt, dass seine Tochter nen Herzfehler hat und er Geld braucht, aber er dafuer arbeiten will. Das ist ja alles ganz vorbildlich, aber wir haben halt trotzdem niemanden gebraucht. Meine Mitbewohnerin hat ihm den Umstand erklaert, dass wir ne Hausverwaltung haben und die vielleicht nen Job fuer ihn haben und damit hat er sich zufrieden gegeben und ist abgezogen. 


Sonntag dann kam ein Gaertner. Wir haben uns nicht viel dabei gedacht, weil niemand von uns unseren Gaertner kennt. Die domestic workers, wie sie hier genannt werden, sollen auch weitgehend "unsichtbar" sein, was unserem Gaertner bisher sehr gut gelungen ist. Der Umstand dass er unseren Hausbaum nie zurueckschneidet, obwohl seine dornigen Aeste den Weg versperren laesst mich zwar manchmal zweifel ob es ihn ueberhaupt gibt, aber das ist eine andere Geschichte.
Der Gaertner hat also seine Arbeit aufgenommen und gefragt ob er den Baum zurueckschneiden kann usw. und erst als er sagt er haette keinen Schluessel sind wir misstrauisch geworden. Also hab ich mir den Typen nochmal angesehen und es war der Typ von gestern. Oh sh...

Was jetzt? Er meinte zwar wir braeuchten ihn nicht zu bezahlen, das taete die River View Lodge (Hausverwaltung) aber irgendwie kam es uns doch spanisch vor. Also sind wir zur River View Lodge gestiefelt und haben gefragt ob sie dem Typen wirklich Arbeit gegeben haben. Die Dame vor Ort, eine big mama wie im Bilderbuch hat erst ganz vorsichtig gefragt "Wo ist der Mann jetzt?" und als wir ihr sagten dass er im Hinterhof arbeite ist sie richtig aufgeregt geworden und wollte sofort die Polizei anrufen. Wir konnten sie dann dazu uebereden das noch nicht zu machen, weil er ja tatsaechlich arbeite und sehr freundlich ist. 
Da hat sie die Managerin angerufen, die nur wenige Minuten spaeter mit ihrem Bakkie (Pick up) angerauscht kam, uns einlud und dann wie ein Berserker zum Haus gefahren ist. 


Dort hat sie dann den Mann (freundlich) zur Rede gestellt, wer ihn eingestellt haette und so. Er sagt dann einen Namen woraufhin sie jemanden angerufen hat um das zu checken, aber eine solche Person existierte nicht. Sie war noch sehr freundlich und hat ihn dann nach draussen begleitet. Kaum war er vor der Tuer hat sie seinen Namen und seine Kontaktdaten aufgeschrieben und dann wurde ein deutlich rauerer Ton angeschlagen. Sie hat ihm zu verstehen gegeben, dass sie noch nicht die Polizei kontaktieren wird, aber wenn er je wieder bei uns klingelt krachts. Tatsaechlich hat sie nicht gesagt, dass sie dann die Polizei ruft, nein, sie wird ihn selbst zur Strecke bringen und ihn krankenhausreif vermoebeln. "Und ich find dich, verlass dich drauf und dann mach ich dich kalt."

Puh, da ist er dann irgendwann abgezogen und klick, da war unsere Managerin wieder sehr freundlich und hat uns erklaert, dass sie in seiner Sprache sprechen musste, damit er es auch versteht und ernst nimmt. Sie sagt man nenne diese Leute Tsotsi (etwa wie Gauner) und wir sollten never ever einem von ihnen auf machen, egal welche herzerweichende Story er erzaehlt. Sie koennen dich ausrauben, dich verletzten, ja sogar toeten. Man denke nur an die Gartenwerkzeuge die er dabei hatte. Und es war doch immer der Gaertner!
Manchmal versuchen sie auch nur ins Haus zu kommen um auszuspionieren was und wie man sich das holen kann, dann kommt er mit seinen Kumpels wieder und raeumt die Bude aus. 


Fuer mich beginnt langsam eine Realitaet in mir zu reifen. Egal fuer wie gutmuetig ich mich halte, wie freundlich und verstaendig ich mich auch immer geben moechte, diesen Obdachlosen in Obz gegenueber sollte ich vielleicht einen anderen Ton anschlagen. Ich habe immer mehr das Gefuehl, dass sie mich alle anluegen sich traurige Geschichten ausdenken um mein Mitgefuehl zu wecken und am Ende wollen sie alle nur Geld. Und ich bin dessen muede. Wenn ich alleine zum Einkaufen gehe werde ich auf meinem Weg mindestens einmal angebettelt und es nervt mich tierisch. Alle wollen sie Geld. Das Geld hilft ihnen aber nicht und veraendert ihr Leben nicht nachhaltig denn sie haben keinen Plan fuer ihr Leben. Sie werden auf der Strasse bleiben und das nicht, weil ich ihnen kein Geld gegeben habe, sondern weil sie sich selbst aufgegeben haben.

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