Monday 6 December 2010

Deutschland vs. South Africa

26. November

Jetzt bin ich fast zwei Monate hier und möchte nun doch etwas zum Thema „In einem anderen Land leben“ schreiben. Besonders in den letzten Tagen habe ich ganz stark bemerkt, dass meine Gedanken oft um Deutschland kreisen. Ich denke viel darüber nach, wie es wohl wäre jetzt einfach in Deutschland zu sein, ja auch wie es denn so war in Deutschland. Meine Realität sobald ich das Haus verlasse ist Südafrika. Ich komme damit denke ich ganz gut zurecht und es fühlt sich ja immer gut an, wenn man einen Ort schon ein bisschen besser kennt. Trotzdem stelle ich fest, dass „wir Deutschen Freiwilligen“ immer mehr anfangen unsere Traditionen aus Deutschland abzugrasen. Da kommt alles zur Sprache vom Adventskranz bis zu den Spätzle, die wir übrigens schon gemacht haben. Es ist sehr seltsam welch große Bedeutung jedes kleine Ding das aus Deutschland kommt und uns an unsere Heimat erinnert, Freude in uns weckt. Anna hat heute zB Marzipankartoffeln und Merci aus ihrem Schrank hervorgekramt. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie gut deutsche Schokolade zu der hiesigen schmeckt. Ich glaube Schokolade hat in einem Land wie Südafrika wo es meist zu warm für Schoki ist, kaum Bedeutung.
 
Na jedenfalls sind die Marzipankartoffeln insofern ein Sensation als ich hier noch überhaupt kein Marzipan gesehen habe. Zumindest keines aus Mandeln. Marzipan hier ist aus allem möglichem gemacht nur keinen Mandeln. Der Link zu den Mandeln entsteht höchsten dadurch, dass die Zuckermasse „Almond Flavour“ (Mandel Geschmack) aufweist. Überhaupt vermisse ich hier das „echte Zeug“. Es gibt viele Lebensmittel mit Farb- und Aromastoffen, wo ich keinen Sinn darin sehe. In Fruchtsaft zB hat meiner Meinung nach künstliche Aromen nichts zu suchen. Vanille Extrakt kommt aus dem Labor und richtigen Vanillezucker, Fehlanzeige.

Zum Thema Lebensmittel folgt noch ein Eintrag, versprochen. Das ist nämlich echt seltsam, was hier an manchen Stellen abgeht. Da vermisse ich dann tatsächlich schon manchmal meine deutsche Produkte. Und die unter euch, die mich etwas besser kennen wissen, dass ich alles probiere, aber hier hab ich bei manchen Dingen echt kein Interesse angesichts der Zutatenliste.

Sobald ich von der Arbeit heimkomme ist mein Abend sehr deutsch geprägt. Klar, wir Mädels kochen recht deutsch und tun das auch gerne, weil es uns irgendwie an Deutschland erinnert. Warum wir das brauchen, bzw. wollen weiß ich nicht so genau. Aber ich möchte eigentlich in Zukunft darauf achten, dass ich alles eben nicht nur deutsch mache, denn das ist es was wir von zuhause kennen. Das sind wir gewohnt und hinterlässt ein gutes Gefühl von „richtig gemacht“ in mir. Wie es den anderen Freiwilligen damit geht, weiß ich nicht. Ich jedenfalls fühle mich gerade etwas zu wohl damit mich mit deutschen Dingen zu umgeben. Ich habe das Gefühl, dass ich mich dadurch für dieses großartige Land verschließe. Ich hoffe dass es nur eine Phase ist und bald wieder verfliegt. Aber ja, ich muss zugeben dass ich noch nie so lange weg war von zuhause. Es ist alles Neuland für mich, auch wie ich mit dieser Situation gerade fertig werde.

Mein Geburtstags-Braai mit deutschem Kartoffelsalat und Boerewors
 
Die Zeit verfliegt zwar irgendwie schnell, aber die Zeit die noch vor mir liegt erscheint mir noch sehr lange. Es gibt noch so vieles, was ich erleben kann. Daher bin ich sehr gespannt wie sich meine Wahrnehmung von Deutschland noch entwickeln wird in den nächsten Tagen und Wochen.  

Ja, ich gebe zu, manchmal machen mir südafrikanische Eigenheiten noch Angst oder nerven mich sehr. In diesen Momenten entscheide ich dann aufs neue, dass ich mich dem nicht anpassen will und ich es voll ok finde, dass ich Deutsche bin. Ob mir das mit Japan auch so gehen würde?
Da ist zB die Art wie man hier an Arbeit rangeht: Oft ohne Plan und nach dem „Schaun mer mal“ Prinzip (Winke an Uwe). Das ist zwar meist ganz witzig aber ich ertappe mich oft genug dabei wie mich diese Art um an Dinge heranzugehen auch nervt. Es lässt mich mit einem unguten Gefühl zurück, wenn ich eine Sache nicht wenigsten ein bisschen vorher durchdacht habe.
An diesem Punkt will ich mich nicht anpassen. Aber das wirft ja auch die Frage auf, ob das je mein Ziel war, bzw sein sollte. Ich will mich auf dieses Land einlassen können, aber meine Verbindung zu Deutschland ist derzeit noch so stark, dass es mir glaube ich schwer fällt. Immer noch habe ich das Gefühl, dass dies ja nur für sehr kurze Zeit meine Heimat sein wird. 


Dennoch, ich denke Heimweh fühlt sich ein wenig anders an. 

Am Kap der guten Hoffnung

No comments:

Post a Comment