Tuesday 5 October 2010

Endlich angekommen

3.Oktober

Endlich in Südafrika.
Nach einem aufregenden Flug (zwei Sitze neben mir brauchte ein älterer Mann Nachts um 2:00 dringend medizinische Hilfe) kam ich dann doch endlich in Südafrika an. Birgit eine unserer Metoren hier holte mich ab und fuhr mich direkt zu unserem Haus, meinem neuen Heim. Der Empfang von den anderen war sehr herzlich und es war sofort klar, dass sie alle schwer begeistert waren von Südafrika. Ich dagegen war ziemlich erschöpft von der Reise, hab den Tag aber irgendwie rumgebracht. Das Haus ist älter als die Fotos vermuten lassen. Es ist eben spartanisch. Von den 4 Herdplatten funktionieren nur zwei und der Ofen hat sich wohl auch verabschiedet. Die Waschmaschine ist kurz vor meiner Ankunft über den Jordan gegangen, aber die anderen sagen, dass sie ohnehin nie wirklich sauber gewaschen, sondern eher den Dreck gleichmäßig verteilt hat. Waschen wir halt mit der Hand.
Das Wetter ist schön und mit Sonne wird es auch gleich richtig warm, aber in der Regel weht hier immer Wind. Ist halt doch am Meer. Und Abends, wenn die Sonne weg ist, ist es auch eigentlich gleich richtig kalt. Wie gut, dass ich noch meine warme Vliesjacke mitgenommen hab. Die wird mir hier noch gute Dienste leisten. 

Wolken schwappen ueber den Tafelberg

Heute an meinem ersten ganzen Tag und nach einer sehr erholsamen Nacht, sah die ganze Gegend schon viel einladender aus. Wir sind zu einem kleinen Markt gegangen auf dem Hauptsächlich Kleidung und Schmuck verkauft wurde. Und natürlich Essen: Pfannkuchen, Currys, Kuchen, Dumplings und ganz wichtig: Samosas! Sie schmecken noch genauso himmlisch, wie ich sie in Erinnerung hab.

Nachmittags sind wir dann mit dem Minibus in die Innenstadt und zur Waterfront gefahren. Minibus fahren ist aufregend. Sie flitzen hupend über die Hauptstraßen und rufen ihre Fahrziele aus. Sobald sie stehenbleiben fragen sie jeden Passanten, ob er mitfahren will. Will man mitfahren wird man in den Bus gestopft. Egal wie voll er ist, jeder darf mit und wenn er nur auf einem umgedrehten Getränkekasten sitzt. Ganz wichtig beim Minibustaxi: Den Fahrpreis von 5 Rand (ca. 50 cent) passend haben, denn es wird nicht rausgegeben und im Zweifel geht zuviel Geld immer an den Fahrer. Meist läuft fetzige Mucke und das so ohrenbetäubend laut, dass der Fahrer eh nie verstehen würde, wenn du aussteigen musst, also musst du an die Fenster klopfen, wenn du raus musst. (es gibt keine offiziellen Haltestellen, außer den Endhaltestellen) Ach ja, und wenn du dann klopfst setzt sofort die Vollbremsung ein, egal auf welcher Spur der Minibus gerade fährt. Mthuzi unser anderer Mentor meinte, dass die sicherste Weise wie man selbst einen Verkehrsunfall baut ist, knapp hinter einem Minibustaxi zu fahren. Irgendwann bremst er immer und dann aber volle Kanne.
Ich weiß, es klingt gefährlich oder zumindest dramtisch, wie das alles funktioniert, aber an sich fand ich es lustig und gar nicht bedrohlich. Wir sind zwar fast immer die einzigen Weißen im Bus, aber was solls. Und für 5 Rand kann man nicht meckern. Die Fahrt kostet übrigens immer 5 Rand, egal wie weit man fährt.

Waterfront hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es sehr touristisch war. Die modernen und schicken Häuser dort stehen im starken Kontrast zu den alten und schäbigen Häusern nur ein paar Blocks weiter. Wir sind ein bisschen herumgelaufen und es ist wirklich unglaublich wie schnell man von den „teuren“ Vierteln in den ärmeren landet. Und ich kann euch sagen, es gibt hier wirklich krasse Ecken. Allein als wir vom Flughafen nach Observatory (kurz: Obz) wo wir wohnen gefahren sind, sieht man Siedlungen aus Wellblechhütten, soweit das Auge reicht. Zur Straße hin sind die Häuser zwar von großen Mauern verdeckt, aber  das Elend in dem sooo viele Menschen hier leben müssen ist einfach nicht zu übersehen. Bettler hier sehen auch um einiges schlimmer aus als alles, was ich in Deutschland je gesehen habe. Morgen werde ich von Mthuzi zu meinem Projekt gebracht und da es in einem township seinen Sitz hat werde ich wohl noch so einiges sehen.
Diese Ambivalenz wird mich noch eine Weile beschäftigen.



Near Waterfront
Eines ist mal klar, Südafrika ist ganz anders als Deutschland. Strom kauft man hier im Supermarkt, Marmelade in der Dose, aber das sind nur ein paar von den hramlosen, den ungefährlichen Kuriositäten. Gewisse Regeln zu kennen und sich an diese zu halten ist hier lebenswichtig. Und das ist nicht nur bloß so dahergesagt. Es ist wirklich ein anderes Gefühl auf die Straße zu gehen. Wir achten alle darauf, dass wir möglichst nichts unnötiges dabei haben, was uns zu interessanten Zielen macht. Große Taschen beispielsweise.
Es gibt hier so unglaublich viele private Sicherheitsdienste, sogar an den Bahnhöfen. Da sitzen sie dann den ganzen Tag in ihren Autos und beobachten den Ausgang und die Unterführungen des Bahnhofs. Und das ist wirklich nur eine kleine Station. Aber dort ist schon so viel passiert, dass Tag und Nacht jemand aufpasst. Man kann sogar einen Sicherheitsdienst anrufen, dass sie einen Nachts nach Hause begleiten. Kostenlos.  
Trotzdem kann man sich hier wohlfühlen und ich bin optimistisch, dass mir das gelingen wird.

1 comment:

  1. Kannst du Bilder machen von den Bettlern? Das könnten packende Photos sein ...

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